Podiumsdiskussion "Gewalt an Mädchen/Frauen mit einer Behinderung"

Podiumsdiskussion "Gewalt an Mädchen/Frauen mit einer Behinderung"

Rund 100 Zuhörer*innen im Saal wie auch zu Hause am Bildschirm durften wir zu diesem Podium am Mittwoch, 5. April 2023 begrüssen. Nach dem letztjährigen Tabuthema «Sexualität und Behinderung», brachen wir mit «Gewalt an Mädchen und Frauen mit Behinderung» ein weiteres Tabu.

 

Weltweit sind nach aktuellen Studien 35% der Frauen und Mädchen physischer, emotionaler und/oder sexueller Gewalt durch ihren Partner oder eine andere Person ausgesetzt. Mädchen und Frauen mit einer kognitiven oder körperlichen Beeinträchtigung werden fünf- bis zehnmal häufiger Opfer von sexueller Gewalt. Die Täterinnen und Täter stammen zu über 32 Prozent aus dem familiären Umfeld, 52 Prozent aus dem professionellen. Das Vertrauen gegenüber diesen Menschen ist gross, die Abhängigkeit ebenfalls.

Gewalt gegen Frauen und Mädchen mit Behinderung ist unsichtbar, wenig bekannt und wird weitestgehend ignoriert. In dem von uns organisierten Podium diskutierten:

- Agota Lavoyer, Fachfrau Opferhilfe
- Suna Kircali von Avanti Donne - Interessenvertretung Frauen mit Behinderung
- Vanessa Leuthold, selbstbetroffene Frau im Rollstuhl
- Caroline Rey, Präsidentin von Luniq Luzern
- Regula Amgarten, Bereichsleiterin die rodtegg Luzern
- Heidi Zutter, Mutter von zwei jungen Frauen mit Mehrfachbehinderung

Moderatorin Lena Berger führte mit viel Feingefühl durchs Gespräch und schaffte eine vertrauensvolle Umgebung. Die persönlichen Schilderungen über zwei Übergriffe an Vanessa Leuthold machten betroffen und sprachlos. Was ihr geholfen hat, wieder zurück in ein weitgehendst angstfreies Leben zu gelangen, erzählte sie uns.

Agota Lavoyer betonte, dass nur jede 10. Frau, die Opfer wurde von sexualisierter Gewalt, eine Anzeige macht. Entscheidend ist ebenfalls das rasche und richtige Reagieren von Kontaktpersonen bei der Opferberatungsstellen, Polizei und persönlichem Umfeld des Opfers.

Frauen mit einer Behinderung sind einem doppelten Stigma ausgesetzt, das der Behinderung und auch des Übergriffes. Tendenziell wird den Frauen die Glaubwürdigkeit bei einem Übergriff abgesprochen. War es wirklich so? Hast du etwas falsch verstanden? Hast du Nein gesagt? Bei Frauen mit Behinderung wir noch viel mehr an der Glaubwürdigkeit gezweifelt. Und gerade, wenn sie keine gesprochene Lautsprache hat, ist dies noch viel schwieriger.

Seien wir achtsam, wenn eine Person plötzlich ein anderes Verhalten zeigt. Mit diesem Podium schaffen wir Sichtbarkeit. Wir bleiben dran.

Link zur Videoaufzeichnung

Medienberichte:
Regionaljournal Zentralschweiz: www.srf.ch/audio/regionaljournal-zentralschweiz/gewalt-an-maedchen-und-frauen-mit-behinderung

Tele1: https://www.tele1.ch/nachrichten/sexuelle-gewalt-an-frauen-mit-behinderung-150900247

Luzerner Rundschau: https://www.luru.ch/stadt/detail/article/wir-brechen-das-schweigen-00226031/?fbclid=IwAR0letcMQ1NzoKdvvQFKto02ccxWaCl-z39l2-Y-2wKQPzvxMNi3UIBl_Nc


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