Mehr Zugang zur Kultur für Menschen mit einer Behinderung

Mehr Zugang zur Kultur für Menschen mit einer Behinderung

Menschen mit einer Behinderung sollen unüberlegt und selbstverständlich kulturelle Angebote konsumieren können. Inwiefern Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen einen Zugang zur Kultur haben, welche Angebote es bereits gibt und wo wir noch Entwicklungspotential sehen, darüber wurde am 22. Mai 2025 diskutiert. Procap Zentralschweiz organisierte dazu ein Podium mit Selbstvertretende und Organisator*innen.

 

Gebärdensprachdolmetschung kostet. Dafür müssen Finanzen gesprochen werden, um überhaupt gehörlosen Menschen Zugang zum Theater, zum Konzert Platz zu schaffen. Joel Toggenburger, selbst gehörloser Slam-Künstler, spürt in den letzten Jahren eine gewisse Öffnung. Dennoch würde er gerne öfters an einem inklusiven Event teilnehmen. Er sagt: «Ich habe sehr viel nachzuholen im Bereich Kultur. Lange wurde mir dieser Zugang verwehrt!»

Rachel Bösch ist in der Gruppe FE:IN im Treibhaus Luzern aktiv. FE:IN setzt sich für eine chancengerechten Zugang im Nachtleben für Jugendliche und junge Erwachsene mit Beeinträchtigung ein. Sie planen und organisieren kulturelle Veranstaltungen, welche die Bedürfnisse von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung vereinen. Sie wollen, dass alle Menschen ein selbstbestimmtes Nachtleben führen können. Über die Zusammenarbeit in der Gruppe sagt die angehende Studentin in sozialer Arbeit: «Viel läuft bei uns über Beziehungsarbeit und Zeit. Wir treffen uns einmal pro Monat zu einer Sitzung und schaffen drei Events pro Jahr zu organisieren. Und das ist okay so.»

Nutzende und Mitarbeiterin von FE:IN ist ebenfalls Cloe Besse. Sie liebt es auf einer Bühne zu stehen und Cover wie auch eigene Songs zu performen. Als Selbstbetroffene wünscht sie sich mehr Sichtbarkeit von Menschen mit einer Behinderung auf der Bühne. Dadurch würde man nicht immer nur die Schwächen von Menschen mit einer Behinderung wahrnehmen, sondern auch ihre Stärken.

Die Co-Leiterin des Kleintheater Luzern Fabienne Mathis hat ihren Weg zu einem inklusiveren Theaterhauses in einem Film dokumentiert. Zwischen den Gesprächen wurden vier Ausschnitte aus «Alle inklusive – ein Theater will mehr» gezeigt. Sie beschreibt den Prozess rollend. Es sei wie, ein kleiner Kieselstein ins Rollen zu bringen und auszuprobieren, was funktioniert. Das werde von allen Seiten geschätzt. Es müsse nicht perfekt sein. Das Kleintheater Luzern hat einen Beirat bestehend aus Menschen aus verschiedenen Behinderungsgruppen, wie auch mit Jahn Graf einen Inklusionsbeauftragter im Team. Er sitzt aufgrund einer Körperbehinderung im Rollstuhl.

Rachel Bösch betont, dass inklusive Events für alle eine Chance sein können, um Berührungsängste abzubauen. Es brauche mehr Miteinander. Diesen Weg verfolgt auch Procap Zentralschweiz weiterhin und verweist auf kommende inklusive Veranstaltungen. Zudem erhalten Procap-Mitglieder bei jedem Eintritt im Kleintheater Luzern eine Vergünstigung von Fr. 5.--.

Beim anschliessenden Apéro wurden Pläne geschmiedet für einen gemeinsamen Theaterbesuch, für ein Mittanzen bei der Schlagerparty von Fe:n und auch über das Mitziehen an der Bartour durch Luzern von Procap Zentralschweiz.

Text und Fotos: Nadja Stadelmann Limacher


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