Fast acht Jahre nach der Einführung der UNO-Behindertenrechtskonvention in der Schweiz wird deren Umsetzung jetzt erstmals überprüft. Inclusion Handicap und verschiedene Dachverbände der Schweizer Behindertenorganisationen haben sich dazu heute auf dem Waisenhausplatz in Bern versammelt. Wer denkt, dass man zufrieden ist mit der Umsetzung der UN-BRK und diese leise zur Kenntnis nimmt, irrt. Wir waren da. Wir waren bunt. Und wir waren laut!
Und wir werden nicht leise sein, solange unsere Forderungen nicht umgesetzt sind. Da ist ein alter Mann, der unsere Mitarbeiterin (im Rollstuhl sitzend) fragt, was sie und alle die Menschen mit Behinderungen den noch wollen. «Öpe gar aufs Matterhorn steigen?». Sie sagt «nein, aufs Matterhorn will ich nicht, aber überall auf die Toilette!»
Menschen mit Behinderungen sind in der Schweizer Politik deutlich untervertreten. Grund dafür sind insbesondere die zahlreichen Barrieren, die sich ihnen auf dem Weg zu einem politischen Amt stellen. Islam Alijaj ruft dazu auf, mutig und kämpferisch zu sein und sich für Kommissionen, Gremien und Räte aufzustellen. Er selbst wurde kürzlich in den Zürcher Gemeinderat gewählt. Auch Christian Lohr betont, dass er als einziger im Nationalrat mit einer sichtbaren Behinderung, nicht viel bewegen könne. Da braucht es mehr. Mehr Sichtbarkeit.
Maya Graf, Nationalrätin äussert sich ebenfalls dezidiert, die Schweiz habe die Anforderungen der BRK bei weitem noch nicht erfüllt. Menschen mit Behinderungen und ihre Organisationen wollen nicht mehr länger warten. Sie erwarten, dass es mit der Inklusion endlich vorwärts geht. Zudem ruft sie zur Solidarität auf. Im aktuellen Krieg in der Ukraine sitzen Menschen mit Behinderungen fest, die nicht flüchten können. Ihnen allen gebührt unser sofortiger Schutz. Auch da gilt: Jetzt und nicht später!
Text: Nadja Stadelmann Limacher
Link zum Videoclip zur Überprüfung der UN-Behindertenrechtskonvention (BRK) vom 9. März 2022